Egal, aus welchem Ursprungsland die Familie entstammt, sie nimmt ihre Traditionen in die neue Heimat mit und hält an ihnen stärker fest, als die Menschen, die weiterhin im Herkunftsland leben. Das führt für die Nachfolge-Generation zu kulturellen Schwierigkeiten.
In zwei Welten unterwegs
Tradition kann einem Sicherheit in einer fremden Umgebung geben. Sie kann aber auch sehr viel Belastung mit sich bringen. Hier geborene Menschen, dessen Eltern ursprünglich aus einem anderen Land kommen, leben meistens in zwei Welten: In einer modernen westlichen Welt mit ihren Freunden und das traditionelle angepasste Leben im Kreise der Familie. Wohin fühlt man sich nun zugehörig? Dazu gibt es viel Verwirrung.
Eigene Erfahrungen
Ich beschreibe im Folgenden eigene Erfahrungen als Deutsch-Türkin. Diese Erfahrungen können von dem abweichen, was Sie vielleicht erlebt haben. Außerdem ist die deutsch-türkische Gesellschaft im Wandel. Die hier geborenen Generationen haben bereits westliche Erziehungsstile übernommen und halten nicht mehr so stark an den alten Traditionen fest.
Mama, Papa, warum verlasst Ihr mich
Babys und Kleinkinder wurden früher von ihren Eltern in die Türkei zu den Großeltern geschickt. Der Hintergrund war, dass das Kind von den Großeltern betreut und in türkischer Sprache erzogen wurde, während die Eltern arbeiten gehen konnten. In einem deutschen Umfeld besteht die Gefahr, dass die Kinder ihre türkische Muttersprache verlernen.
Trennungen führen zu Bindungsstörungen
Das Problem dabei ist, dass wenn man irgendwann von seinen Eltern abgeholt wird, es sich so anfühlt, als ob man von fremden Menschen entführt wird. Zusätzlich ist man ja nur der türkischen Spache mächtig. Die Eltern bringen das kleine Kind plötzlich nach Deutschland in einen Kindergarten, wo überall fremde Menschen in einer fremden Sprache zu einem sprechen. Da bereits Bindungsstörungen beim Kind vorliegen, seit es von der Mutter getrennt und an die Großeltern übergeben wurde, wird das Kind ständig mit jeder Trennung überfordert.
Türkische Frauen leiden
Die muslimische Erziehung erschwert es vielen, sich vollständig in der deutschen Gesellschaft zu integrieren. Viele Regeln, Verbote und Bewertungen, erschweren es, ein unbelastetes Leben zu führen. Das führt dazu, dass türkische Mädchen und/oder Frauen Dinge heimlich tun, wonach sie sich sehnen. Scham- und Schuldgefühle begleiten sie permanent, da sie sich als schlechte Menschen sehen. Oder sie haben im Umkehrschluss sehr hohe Moralvorstellungen und verurteilen andere, die das Leben führen, das ihnen selbst verwehrt bleibt. Die Angst sitzt ihnen ständig im Nacken, dabei erwischt zu werden, was sie verbotenerweise machen.
Sexuelle Schwierigkeiten bei Frauen
Die Sexualität leidet darunter, weil sie instruiert werden, dass sie jungfräulich in die Ehe gehen müssen. Sie dürfen gar keine sexuellen Erfahrungen machen oder sie verheimlichen diese auf allen erdenklichen Weisen, z.B. durch Wiederherstellen des Jungfernhäutchens. Wenn mit der Hochzeitsnacht ihre erste sexuelle Erfahrung erfolgt, kann diese zu nachhaltigen Traumatisierungen führen. Sex stellt dann in der Ehe nur noch ein Mittel dar, um Kinder zu zeugen und die Bedürfnisse des Mannes zu erfüllen. Auch kommen Vergewaltigungen in Ehen nicht selten vor.
Voreheliche sexuelle Erfahrungen der Türkinnen
Scham- und Schuldgefühle plagen diejenigen, die sich als türkische Frau widersetzen – zumindest im Verborgenen – und doch ihre Sexualität in der Zeit vor der Ehe leben. „Ich habe die Ehre der Familie beschmutzt“, „ich bin schlecht“, „ich bin eine Hure“, „ich komme in die Hölle“ sind nur einige der vielen krankmachenden Glaubenssätze, unter denen sie leiden.
Sexuelle Störungen durch Gewalt in der Kindheit
Verbale und körperliche Gewalterfahrungen aus der Kindheit erzeugen eine giftige Mischung aus unterdrückter Wut, Selbsthass, Hilflosigkeit und Trauer. Die Frauen können sich und ihren Körper nicht mehr spüren. Intimität, Berührungen und Sex können der Horror werden. Die Folgen sind schmerzhafter Geschlechtsverkehr, Orgasmusstörungen bzw. erst keinen Orgasmus bekommen und nicht ausreichend feucht werden zu können. Viele weitere psychosomatische Beschwerden kommen hinzu.
Wenn viel Gewalt im Elternhaus herrschte, kann es auch sein, dass sie selbst zu wütenden Müttern werden. Sie lassen ihre Emotionen dann an ihren Kindern aus, weil sie sich nur so selbst regulieren können. Auf diese Weise geht die Gewaltspirale immer weiter.
Geschiedene Türkinnen sind B-Ware
Doch entkommen viele Frauen dem strengen elterlichen Haus nur dann, wenn sie heiraten. Meistens sind diese Ehen nicht von langer Dauer und werden geschieden. Erst nach der Scheidung leben sie ein „befreites“ aber heimliches modernes Leben.
Leider gibt es noch immer türkische Männer, die mit geschiedenen Türkinnen keine ernsthafte Beziehung eingehen möchten. Sie verbringen eine schöne Zeit mit den Frauen, aber für eine ernste Verbindung sind diese Frauen nicht „rein“ genug.
Traumatisiert durch Beschneidung
Viele türkische Männer leiden im Stillen. Sie dürfen ihre Sensibilität und Empfindsamkeit nicht zeigen. Immer stark und hart zu sein, führt oft dazu, dass sie sich in dieser Rolle nicht wohlfühlen. Sie entwickeln Süchte, wie beispielsweise Sex-, Spiel- oder Alkoholsucht. Es fängt schon damit an, dass sie in sehr jungem Alter beschnitten werden.
Sexuelle Störung durch Beschneidung
Die Beschneidung von Kindern kann zu Traumata, Schmerzen und Komplikationen führen. Außerdem kann auch die spätere Sexualität negativ dadurch beeinflusst werden. Nicht selten kommt es zu schwerwiegenden genitalen Verletzungen mit seelischen und sexuellen Langzeitproblemen. Auch Neugeborene haben während des Eingriffs starke Schmerzen. Es werden Stresshormone ausgeschüttet und der Herzschlag steigt stark an.
Generell bedeutet eine Beschneidung auch, dass die Eichel unempfindsamer werden kann, sodass sie den Sex nicht mehr so intensiv erleben können wie mit Vorhaut.
Körperliche und seelische Folgen einer Beschneidung
Oft wird die Beschneidung entweder ohne irgendeine Betäubung, mit Narkose oder mit örtlicher Betäubung durchgeführt.
Starke Schmerzen bei der Beschneidung haben Auswirkungen auf die Entwicklung des Kindes. Die Folgen können irreversible Veränderungen der neurologischen Funktionen sein, die für Schmerzempfinden und Gedächtnis verantwortlich sind. Kleinkinder bis zu sechs Monaten nach der Beschneidung haben eine erhöhte Schmerzreaktion bei Impfungen – im Gegensatz zu unbeschnittenen Kindern. Auch ist eine Verhaltensänderung zu sehen, die sich beispielsweise in Angst vor Ärzten bei der Nachuntersuchung zeigt.
Ungleichheit in der Erziehung
Gewalterfahrungen, Wut und Aggressionen erleben auch türkische Männer häufig in ihren Familien. Die Ohnmacht und Hilflosigkeit, der Gewalt ausgeliefert zu sein, bringt sie ebenfalls dazu, diese Gewalt weiterzugeben.
Eltern sind Töchtern gegenüber oft unnachgiebig, jedoch beim Sohn sind sie nachsichtig. Sie tolerieren jedes Fehlverhalten, sodass man damit den Grundstein für Unselbstständigkeit legt. Väter spielen dabei eine unglückliche Rolle, da einige nicht als Vorbild geeignet sind.
Grenzüberschreitender Umgang
Der Umgang miteinander in der türkischen Gesellschaft kann sehr freundlich und unterstützend sein. Doch gibt es ebenfalls viele Interaktionen, die sehr grenzüberschreitend und belastend sind. Da man damit aufwächst, denkt man nicht darüber nach. Aber wenn man etwas Abstand gewinnt, erkennt man, dass andere einen ständig bewerten: „Oh, du hast aber zugenommen“, „dein Kind ist ja fett“, „du hast ja voll die Pickel bekommen“ etc.. Ständig wird man vielen ungefragten Meinungen und Ratschlägen ausgesetzt. Jeder weiß, was für Dich am besten ist – nur Du selbst nicht.
Wie beim Verhör
Eine typische Art vieler Frauen ist es, dass sie einen ständig über private Themen ausfragen wie bei einem Verhör. Dabei wird man irgendwann paranoid und denkt: „Warum fragt die mich das“, „was will die von mir“, „tratscht die das weiter“. Und ja, alles, was man von sich erzählt, wird auch weitergetratscht, was einem das Gefühl gibt, unter ständiger Beobachtung zu sein. Und man muss auf alles antworten, auch dann wenn man keine Antwort darauf hat. Es gilt sonst als unhöflich.
Den Schein wahren
Vor allem wird man als Frau bewertet, wie gut man sich als Gastgeberin gibt. Man muss am besten sofort aufspringen, wenn Besuch da ist. Es muss ausnahmslos für das Wohl des Gastes gesorgt werden. Manchmal wird einem vom Ehemann delegiert, welche Aufgaben die Frau gegenüber dem Gast noch nicht erfüllt hat: „Steh auf und bring meinem Bruder Tee.“ Oder die Eltern weisen die Kinder an: „Begrüß den Onkel und küss seine Hand.“
Nie gut genug
Egal, wie man es macht, es ist nie gut genug. Es begleitet einen zusätzlich immer das Gefühl, dass man miteinander unauthentisch umgeht. Man kriecht in die Allerwertesten von irgendwelchen Menschen, obwohl man sie nicht mag. Aber was man selbst denkt, hat keine Bedeutung, denn man muss den Schein wahren.
Hypnose bei kulturellen Schwierigkeiten
Alle oben erwähnten Themen wie beispielsweise unerfüllte Sexualität, Gewalt, Ängste, Kontrollgefühle, das Gefühl, unauthentisch zu sein, können während einer Hypnosetherapie vollständig aufgelöst werden. Auch wenn man aktuelle Schwierigkeiten hat, z.B. in der Beziehung oder auf dem Arbeitsplatz, liegen oftmals tieferliegende Themen aus der Kindheit dahinter. Egal, welchen kulturellen Hintergrund Sie haben, viele Themen ähneln sich. Die kulturelle Prägung, die Herkunft, strenge Erziehung und alles, was damit zusammenhängt, lassen sich sehr gut unter Hypnose auflösen. Ihre Belastungen nehmen dadurch immer mehr ab, sodass Sie endlich im Hier und Jetzt leben können und nicht mehr in der Vergangenheit.